Der Verlag
Der Verlag form+zweck wurde 1994 von Angelika Petruschat gegründet. Er sicherte der Zeitschrift »form+zweck«, die 1990 von einem institutionellen Fachorgan zu einem unabhängigen Projekt wurde, einen wirtschaftlichen Rahmen.
Die Zeitschrift »form+zweck« ist 1956 als ostdeutsche Antwort auf die westdeutsche »Form« etabliert worden. Seit den siebziger Jahren entstand um die Zeitschrift herum ein in Europa einmaliger Kommunikationszusammenhang aus Gestalterinnen und Gestaltern, aus Studierenden und Lehrenden, Leuten aus der Ästhetischen Theorie, aus Soziologie, Kulturgeschichte, Publizistik, ab 1990 dann mit einer starken Leserschaft in den Westteilen Europas.
Ab 1998 nahm Angelika Petruschat behutsam Bücher aus den Bereichen Architektur, Kulturgeschichte, Design, Theorie, Typographie ins Programm. 2008 erschien die letzte Ausgabe der »form+zweck«, die als »Zeitschrift für Gestaltung« länger schon eher einem Jahrbuch glich. Bis zuletzt ohne Werbung, ohne festes Grundlayout – jede Ausgabe ein Sonderstück, ästhetisch konsequent von den wechselnden Themen her entworfen.
Der Verlag folgt einem Editionenmodell: neben »form+zweck« mit dem Schwerpunkt auf Theorie und Geschichte von Gestaltung erscheinen Editionen des Mies van der Rohe Hauses sowie der Grafikerin Mariko Takagi.
Angelika Petruschat starb am 14. Juli 2018. Wenige Wochen später übernahm Jörg Petruschat die Verlagsleitung.
Der Verlag ist offen für Kooperation und weitere Editionen.
Angelika Petruschat
Angelika Petruschat ist die Gründerin des Verlages form+zweck. Sie hat ihn 24 Jahre lang geführt. Geboren wurde sie 1956 – in demselben Jahr, in dem das erste Heft der Zeitschrift »form+zweck« erschien. Sie studierte Kulturwissenschaft und Germanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin, arbeitete von 1981 bis 1990 in Ausstellungen, in der Sammlung »Industrielle Gestaltung«, als stellvertretende Chefredakteurin der Fachzeitschrift für industrielle Formgestaltung »form+zweck«. 1990 verhandelte sie mit den Abwicklern der DDR über die Namensrechte der Zeitschrift, kümmerte sich um Fördergelder und sorgte für die Produktion der Hefte. Gemeinsam mit Silke Rothkirch fuhr sie durch die Bundesrepublik, um Buchhändler von der neuen »form+zweck« mit ihren inhaltsschweren, sehr ambitioniert gestalteten Ausgaben zu überzeugen. Später gründete sie gemeinsam mit einer befreundeten Verlegerin und Buchhändlerin einen unabhängigen Vertrieb. Daraus wuchs eine Firma, die unzählige Publikationen von 40 Verlagen vertrat und auslieferte.
Angelika Petruschat ist es zu verdanken, dass es die »form+zweck« so lange gab, dass es noch immer einen Verlag unter dem Namen »form+zweck« gibt, der Bücher zur Gestaltung, zum Diskurs, zur Geschichte publiziert. Sie sorgte unaufgeregt dafür, dass die grafische Arbeit mit der redaktionellen Arbeit so sehr gut zusammen lief, dass die Publikationen Preise über Preise holten, die natürlich vor allem an die Grafikerinnen und Grafiker ausgereicht wurden, obwohl doch deren Arbeit ohne sie, ohne ihr Engagement und Talent, nur virtuell geblieben wäre.
Angelika Petruschat konnte auf sehr seltene Weise andere Menschen in die Produktivität bringen, ihnen ein Glänzen ermöglichen, und den Sachen, um die es ging, eine Entwicklung und Anerkennung. Durch ihre kluge, zugleich freundliche und bestimmte Art, durch ihre Fähigkeit, die Stärken und Eigenarten einer jeden und eines jeden in eine Gemeinsamkeit und Gegenseitigkeit zu bringen und zur Wirkung kommen zu lassen, ermöglichte sie es jeder und jedem, ein wenig besser zu werden, die Zusammenarbeit mit ihr zugleich als ein Stück eigener Entwicklung zu erleben, dabei Dinge von übergreifendem Interesse voran zu bringen.
Viele Grafikerinnen und Grafiker verdanken Angelikas Arbeit Qualitäten ihrer eigenen: Heike Grebbin, Andreas Trogisch und Kerstin Baarmann von Grappa, Daniela Haufe, Detlef Fiedler und Sophie Alex von Cyan, später Sabine Golde, Tom Unverzagt, Gaston Isoz. Da war die noch sehr junge Grafikdesignerin Judith Schalansky, die bei Angelika erstmalig ein Heft von publizistischer Relevanz gestalten konnte und durch Angelika das Arbeiten an Texten kennenlernte, bevor sie selbst zur Schriftstellerei fand. Da sind Dagmar Dunkelau, Yvonne Baier, Mariko Takagi und schließlich Britta Petermeyer und Liane Heinze, mit denen sie die Projekte der letzten Jahre in Angriff nahm.
Sie selbst rückte sehr selten in den Fokus der Öffentlichkeit. Anerkennung für ihre Arbeit blieb oft unausgesprochen. Ein Gewinnunternehmen war die Zeitschrift trotz internationaler Aufmerksamkeit nie. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten sollten alle Hefte, später die Bücher, unbedingt in möglichst außergewöhnlicher Qualität erscheinen.
Ihr Trotz gegen Verhältnisse, in denen Debatten zur Gestaltung dieser Verhältnisse nicht vorgesehen waren, ließ sie immer grundsätzlicher über ihre Rolle, und, sehr konkret, über die Rolle von Frauen in der Gesellschaft nachdenken. Sind es nicht die Frauen, die das am Laufen hielten und halten, was wir eine Gesellschaft nennen?
Jörg Petruschat
Angelika Petruschat
Angelika Petruschat ist die Gründerin des Verlages form+zweck. Sie hat ihn 24 Jahre lang geführt. Geboren wurde sie 1956 – in demselben Jahr, in dem das erste Heft der Zeitschrift »form+zweck« erschien. Sie studierte Kulturwissenschaft und Germanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin, arbeitete von 1981 bis 1990 in Ausstellungen, in der Sammlung »Industrielle Gestaltung«, als stellvertretende Chefredakteurin der Fachzeitschrift für industrielle Formgestaltung »form+zweck«. 1990 verhandelte sie mit den Abwicklern der DDR über die Namensrechte der Zeitschrift, kümmerte sich um Fördergelder und sorgte für die Produktion der Hefte. Gemeinsam mit Silke Rothkirch fuhr sie durch die Bundesrepublik, um Buchhändler von der neuen »form+zweck« mit ihren inhaltsschweren, sehr ambitioniert gestalteten Ausgaben zu überzeugen. Später gründete sie gemeinsam mit einer befreundeten Verlegerin und Buchhändlerin einen unabhängigen Vertrieb. Daraus wuchs eine Firma, die unzählige Publikationen von 40 Verlagen vertrat und auslieferte.
Angelika Petruschat ist es zu verdanken, dass es die »form+zweck« so lange gab, dass es noch immer einen Verlag unter dem Namen »form+zweck« gibt, der Bücher zur Gestaltung, zum Diskurs, zur Geschichte publiziert. Sie sorgte unaufgeregt dafür, dass die grafische Arbeit mit der redaktionellen Arbeit so sehr gut zusammen lief, dass die Publikationen Preise über Preise holten, die natürlich vor allem an die Grafikerinnen und Grafiker ausgereicht wurden, obwohl doch deren Arbeit ohne sie, ohne ihr Engagement und Talent, nur virtuell geblieben wäre.
Angelika Petruschat konnte auf sehr seltene Weise andere Menschen in die Produktivität bringen, ihnen ein Glänzen ermöglichen, und den Sachen, um die es ging, eine Entwicklung und Anerkennung. Durch ihre kluge, zugleich freundliche und bestimmte Art, durch ihre Fähigkeit, die Stärken und Eigenarten einer jeden und eines jeden in eine Gemeinsamkeit und Gegenseitigkeit zu bringen und zur Wirkung kommen zu lassen, ermöglichte sie es jeder und jedem, ein wenig besser zu werden, die Zusammenarbeit mit ihr zugleich als ein Stück eigener Entwicklung zu erleben, dabei Dinge von übergreifendem Interesse voran zu bringen.
Viele Grafikerinnen und Grafiker verdanken Angelikas Arbeit Qualitäten ihrer eigenen: Heike Grebbin, Andreas Trogisch und Kerstin Baarmann von Grappa, Daniela Haufe, Detlef Fiedler und Sophie Alex von Cyan, später Sabine Golde, Tom Unverzagt, Gaston Isoz. Da war die noch sehr junge Grafikdesignerin Judith Schalansky, die bei Angelika erstmalig ein Heft von publizistischer Relevanz gestalten konnte und durch Angelika das Arbeiten an Texten kennenlernte, bevor sie selbst zur Schriftstellerei fand. Da sind Dagmar Dunkelau, Yvonne Baier, Mariko Takagi und schließlich Britta Petermeyer und Liane Heinze, mit denen sie die Projekte der letzten Jahre in Angriff nahm.
Sie selbst rückte sehr selten in den Fokus der Öffentlichkeit. Anerkennung für ihre Arbeit blieb oft unausgesprochen. Ein Gewinnunternehmen war die Zeitschrift trotz internationaler Aufmerksamkeit nie. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten sollten alle Hefte, später die Bücher, unbedingt in möglichst außergewöhnlicher Qualität erscheinen.
Ihr Trotz gegen Verhältnisse, in denen Debatten zur Gestaltung dieser Verhältnisse nicht vorgesehen waren, ließ sie immer grundsätzlicher über ihre Rolle, und, sehr konkret, über die Rolle von Frauen in der Gesellschaft nachdenken. Sind es nicht die Frauen, die das am Laufen hielten und halten, was wir eine Gesellschaft nennen?
Jörg Petruschat
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